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Glaube, Hoffnung, Liebe

homo.net Info vom 5. November 2020
von Webmaster Jan

 

In den USA ist in tschechischer Koproduktion der Dokumentarfilm „Francesco“ rausgekommen. Er machte auch bei uns Schlagzeilen: „Homosexuelle sind Kinder Gottes“, „Papst befürwortet Homo-Ehe“, „Papst spricht sich für eingetragene Lebenspartnerschaften aus“ und „Päpstliche Charmeoffensive gegenüber Homosexuellen“. Viele Rezensenten zeichnen das Bild eines radikalen Paradigmenwechsels in der katholischen Kirche. Auch Mitglieder schwuler Organisationen drücken neue Hoffnung auf päpstliche Akzeptanz aus. Sie alle übersehen, das viel zitierte Interview im Film ist Jahre alt und längst überholt.

Damals, kurz nach seiner Amtseinführung 2013, überrascht Papst Franziskus (83) die Menschen tatsächlich durch überzeugende Bescheidenheit und offene Aufnahme aller in die Herde seiner Schafe. Er verzichtet auf ein Leben in den Prunkgemächern seiner Vorgänger und will alle Menschen begleiten:

„Ich habe in meinem Leben als Priester, als Bischof - auch als Papst - Menschen mit homosexueller Tendenz und auch solche, die ihre Homosexualität praktizierten, begleitet wie Jesus sie begleitet. ... Wenn jemand, der in dieser Lage ist, vor Jesus tritt, wird dieser ihm sicher nicht sagen: ‚Pack dich fort, denn du bist homosexuell!‘ Nein.“ Er vermittelt das Bild eines Hirten, der sich für die Armen und für soziale Gerechtigkeit einsetzen wird.

Aber wie seine Vorgänger löst auch er sein öffentliches Engagement für Menschenrechte in den eigenen Reihen der Kurie nicht ein. Franziskus versteht sich als Seelsorger, der im konkreten Einzelfall barmherzig sein will. Die überholten Lehren der Kirche aber lässt er unangetastet.

Die römisch-katholische Kirche ist von einer konservativen zu einer reaktionären Konfession geworden. Sie ist unfähig zur Reform. Der gerade in Deutschland angelaufene synodale Prozess ist zum Scheitern verurteilt. Eine Kirche, die fundamental in Opposition zur Gesellschaft steht, verabschiedet sich als Volkskirche. Sie verkommt zur Sekte und verdient es nicht länger, öffentlich-rechtlich anerkannt zu sein.

2014 und 2015 fanden gleich zwei Bischofssynoden über die Liebe in der Familie statt. Die überraschende Antwort des Papstes an die Bischöfe war 2016 sein apostolisches Schreiben „Amoris laetitia“, „Freude der Liebe“. Darin würdigt er, zum Missfallen der Kurie, Sexualität und Erotik als ein Geschenk Gottes, welches allerdings nur „die Begegnung der Eheleute verschönert.“ Und dann heißt es weiter: „Die Kirche passt ihre Haltung Jesus dem Herrn an, der sich in grenzenloser Liebe für jeden Menschen ohne Ausnahme geopfert hat.“ Das schließe ausdrücklich alle Menschen ein, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Aber schon im nächsten Satz schreibt Franziskus in Bezug auf die Familie, es komme hingegen darauf an, „eine respektvolle Begleitung zu gewährleisten, damit diejenigen, welche die homosexuelle Tendenz zeigen, die notwendigen Hilfen bekommen können, um den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen.“

Die Revision überholter Sexualmoral ist also weiterhin eine Utopie. Selbstbefriedigung und homosexuelle Handlungen sind und bleiben Sünden. So lehrt es auf immer und ewig unveränderlich die mit einer Milliarde Menschen größte Organisation aller Zeiten, deren unverheiratete männliche Würdenträger zu schätzungsweise 40 % homosexuell sind und die in den letzten Jahren wie keine zweite Organisation von Missbrauchsskandalen erschüttert wurde.

Um so erstaunlicher ist, dass eine Dokumentation über Papst Franziskus, mit alten, längst überholten Interviews aus den Anfängen seines Pontifikats, so viele neue Erwartungen schürt, auch und gerade bei vielen Schwulen. Mut und Kraft seiner ersten Amtstage sind längst verflogen, die drohende Kirchenspaltung fällt aus und das angebliche „Franziskus-Komplott“ findet nicht statt. Die Kurie hat längst gewonnen und wartet geduldig auf seinen Nachfolger. Darauf wird wahrhaftig unverhohlen spekuliert: Dieser Papst sei schon über 80 und habe nur noch eine Lunge.

Für Deutschland bedeutet das lediglich, die Kirche wird beschleunigt weiter schrumpfen, bis sie in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Aber in vielen anderen Ländern ist der im Namen Gottes angerichtete Schaden enorm. Schauen wir nur über den Zaun zu unseren Nachbarn. In Polen treibt übergroßer kirchlicher Einfluss auf weltliche Politik gerade Zehntausende Demonstranten auf die Straße.

Homosexuelle Handlungen werden weiter schwere Sünden sein. Der Teufel wird weiterhin zu innerkirchlichem Missbrauch verführen und mit den katastrophalen Folgen von nicht akzeptierter Ehescheidung, Verhütung und Abtreibung muss die streng gläubige Welt weiter leben. Muss sie das wirklich? Dürfen wir es dulden?

Wer im christlichen Glauben die Hoffnung auf Liebe und Akzeptanz aller durch die katholische Kirche noch immer nicht aufgegeben hat, dem sei versichert: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr.

Zutiefst ratlos über soviel Dummheit
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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